Dem Mischking Dimitri sein Space
Als die Schwester der einen Freundin neulich zurück nach Brasilien aufbrach, ist mir erst wieder bewußt geworden, was es so mit myspace auf sich hat. Also nicht dass ich noch nie davon gehört hätte, aber in letzter Zeit waren da halt diese ganzen Musiker und Mucker so prägend (auch die aus meiner direkten Umgebung), und ihre dortigen Auftritte, mit Fotos, ewig langen Freundelisten und teils auch automatisierten Kommentar-Adds, also einfach dem Hinzufügen von irgendwas. Im oldschool-slang sozusagen: ein Suchmaschineneintrag.
Was, myspace zum Fotos raufladen? Achja, stimmt, geht ja auch. Sonst hätte ich gesagt schick´s mir einfach per Post oder was, nein, oder hast du keinen fotolog? Aber das ist doch das, wo dann gleich die Musik läuft. Wie, und da willst du Fotos hinstellen? Wieso denn? Hast du kein zu Hause? Na, das wär jetzt wieder was anderes, weil, wer heiratet nach Brasilien, gerade wo doch Italien Fußballweltmeister war.
Irgendwie hab ich dann bemerkt, dass wirklich der Großteil der Leute, die ich in Passau kenne und die Musik machen, auf der Community-Plattform vertreten ist. Und sich permanent selber grüßt, trifft, verlinkt, verarscht. Nein, nicht verarscht, aber es gibt halt auch überall Leute, bei denen man später merkt, was keiner besser als Kinderzimmer Productions formuliert hat: ich nehm euch nur auf Tape auf, ihr disst euch von alleine. So, oder so ähnlich.
Also so schlecht sind meine Bekannten auch nicht, aber es tritt dann etwas auf, was jeder kennt, was einem aber womöglich in kleineren „Communities“ eher auffällt: Es geht immer nur um uns selber, wer ist wo und hat was und bringt´s zu dem und dem. Naja, wie denn auch sonst? Die Anonymität war eh schon vorher da? Was weiß ich, man versucht halt irgendwie weiter zu machen und der eine oder andere kann nicht anders als sich für erfolgreich zu halten. Aus! Nie wieder myspace!
Ach komm, das wäre auch keine Lösung. Gerade wo sich doch immer wieder echt sehr gute Musik finden lässt, oder überhaupt Musik finden lässt. So wie meine Freunde von Fonoda, die im März aber auch offline wieder was rausbringen.
Das andere wären dann noch die Band-Geschichten: abgehalferte, böse gestrauchelte „Pop-Größen“ liefern Episoden aus dem Show-Geschäft, also das was man überall hört, nur besser, weil erfunden.
Es gibt ja Leute, die glauben sie nur dann, wenn sie gut ausgedacht sind, und einen möglichst individuellen, scheinbar banalen Lebensweg zeichnen. Und der Name Dimitri Mischking ist ja auch ziemlich realistisch, aber was dieser alte Schlagerfuzzi, der aus der Disco kommt, so verbrochen hat, gar nicht auszudenken.
Gar nicht auszudenken, weil: es steht schon geschrieben auf der bekannten Plattform und ist wie alles einfach zu finden mit .com/Name hintendran. Nur die Fotos der Bekannten in Brasilien werde ich wahrscheinlich nie finden.
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