kein kommentar!
„Slams“ gehören nicht zum „Style“. So ist das beim Snowboarden. Nun habe ich zwar seit meinen Daumenbrüchen vor Ewigkeiten jegliches Brett gemieden, aber hier gehe ich sogar mit den Boardern konform, wenn ich auch, ich glaub, gar keine solchen mehr kenne.
Ein Slam ist für den Snowboarder ein unkontrollierter, heftiger, schmerzhafter, gefährlicher Sturz. Und auch bei Poetry Slams ist das meist so. Jemand stürzt sich auf die Bühne, gibt alles, hofft, dass es gut aussieht und muss so tun als wäre das sein Stil, wegen der Glaubwürdigkeit und genau dieses Improvisierte war schon ursprünglich das Interessante. Hier kommt Jan Delay ins Spiel, oder irgendwie so etwas wie die Schnittstelle zwischen „Style“ und Stil, wie er sagt: „Hermaphrodit statt Hirnaffendieter“.
Solche „interaktiven“ Abwechslungen im Kulturbetrieb sind ja eh ganz okay und derlei komplett zu schmähen oder abzulehnen bringt auch nichts. Ich will auch niemandem den Spaß an Poetry Slams nehmen, aber besonders gebracht haben die es noch nie, zumindest wenn ich zugehört habe. Na klar, wenn man da mit so einer Erwartungshaltung reingeht und sich vorher irgendwie schon sicher ist, da sind nur Selbstdarsteller…
Seit fast 10 Jahren läuft das schon in Passau und ich war schon lange nicht mehr bei so einem Poetry Slam im Scharfrichterhaus, wahrscheinlich weil ich danach immer Kopfschmerzen hatte. Und mit dem berühmten Kabaretthaus käme ich zu dem Punkt meiner Schmährede.
Es ist einer der schönsten Plätze in dieser Stadt. Aber ein Poetry Slam gehört für mich in eine Rock-Halle, so mit ein-Meter-hohem Bühnenrand, von wo aus man sich auch ins Publikum stürzen kann und, so wie es vorgesehen ist, man auch ganz schroff mit diesem umgeht. Die Passauer Bühne ist dagegen eher eine intim-gemütliche Kleinkunstbühne, vergeistigt und den Hauch großer Besucher atmend. Also nichts wo ich hingehe, zum abslammen quasi.
Ein Slam tut weniger weh, wenn man Helm, Wirbelsäulenschutz und andere Schoner trägt. Mit solcher Ausrüstung auf eine Bühne zu gehen, ich glaube, ohne Knopf im Ohr ginge da bei mir gar nichts mehr. Aber Regisseure werden für solche Das-Publikum-verarscht-sich-selbst-Abende nicht abgestellt. Da wäre man ja schon fast beim Fernsehn, und das wiederum hat hier gar nichts verloren, zumal es ja in Passau zurzeit sicherlich nicht mehr als, ich schätze mal, 14 angehende Internet-TV-Macher gibt, die allgemein als Arbeitgeber eine Rolle spielen.
Und wie die Rumstylen! Ich komme mit dem Ignorieren gar nicht mehr mit. Nein, ich kenne nicht mal so viele Computerjockeys, doch die im Zündfunk kürzlich aufgetauchten „Woidboys“, humorige Deggendorfer Medientechniker mit typisch bayerischer Selbstverarschung in einem oder mehreren hochfrequentierten Internetvideos, sind irgendwie Stadtgespräch, auf diese Art: „der eine von denen arbeitet am Wochenende in der Shell-Tankstelle“. Kann auch falsch sein.
Bei Poetry Slams sind kaum Medien-, aber dagegen Kulturtechniker bestimmend. Sie können lesen. Das hört sich dann oft technisch an. Was „after the style rush“ auch egal wäre, findet zumindest „Zimmer“, hierorts bürgerlich bekannt als Henry OK. Naja, so heißt zumindest dessen Ende Februar erscheinende Vinyl-Veröffentlichung. Und am Mittwoch dieser Woche ist im Scharfrichter wieder ein Slam, wenn ich mich nicht irre.