Wer etwas vor sich herschieben kann,
der hat wenigstens was zu
tun. Oder es bestünde die Möglichkeit, etwas zu tun. Immer
noch besser als nichts zu tun.
Geht euch das auch so?
Dinge lassen sich einfach prima aufschieben, wenn sie nicht gerade
„Essen“ heißen. Gerade dann machen sie am meisten
Vergnügen, wenn man sich – im Extremfall monatelang darauf
freuen kann: jetzt geh ich endlich wieder mal zum Podologen. Zum
Logopäden. Zum Philologen, philologieren. Oh Mann, echt
notwendig, es tut schon weh.
„Ich muss dringend mal
wieder zum Logopäden, meine Zunge schleift so am Zahnfleisch, es
tut schon weh.“ So oder so ähnlich lässt sich
beschreiben, was seit längerer Zeit das überaus populäre,
modische Szenewort „Pädiatrie“. Nein, Moment, ich hab es
aufgeschoben es lautet: „Aufschieberitis“. Genau. Klingt auch
folle kuhl. Etwa so piefig wie „pfiffig“, das schon Anfang der
90er muffelige In-Wort der alt gewordenen jungen Leute von früher.
Dünnpfiffig ist nicht
nur die Aufschieberitis, auch die Bücher darüber heben sich
ihren Verstand wohl noch für später auf. Klar, mach ich
auch immer. Verstehe später! Lebe now! Also sich
hinflacken und warten bis es besser wird? Das bisschen besser ist das
Warten nicht wert? Wohl! Wohl dem, der die Popmusik-Bezüge
rausliest. Oder wehe, weil sie ja so gut auch nicht sind.
Das Nachdenken ist wieder
reingeploppt und hat sich dahingehend vergooglet: Prokrastination,
das Wort der Bohème, der Titel für das Leben aller
„Faulpelze“, aller Big Lebowski-Kenner, aller zahnschmerzenden
Nichtstuer, die immer noch hoffen, dass Tatort-Kommissar Reinhold
Beckmann sie irgendwann zu MTV (Männerturnverein) einlädt,
das, wohl am weitesten fort geschoben, immer wieder sich aufdrängt,
um bearbeitet zu werden. Klingt nach Verkrustung. Krusty!
So, ich gebe mich
geschlagen. Ich gebe Trumpf zu, alles zu, zu, zu. Ich mache das hier
nur, um meine Arbeit zu verschieben, nicht aus Spaß, nicht weil
ich damit unfassbar reich werde, oder etwa, weil ich – absurd auch!
- so gerne auf blöder Tastatur rumhaue. Echt nicht! Ich bin
einfach nur Pro Krusty! Und lasse mich auch mit einem T-Shirt wo das
drauf steht in Ketten durchs Dorf treiben. Und? Nichts! Arbeiten!
Oder nichts arbeiten. Oder Nichts abreiten – also
Bewegungstherapie.