Worum es geht?
Aber das größere Bild, wie die Amerikaner sagen, gerät in den Blick. Es gibt ja Menschen, die beim Wort Demonstration einen Krampf kriegen und zu wiehern beginnen. Sie haben eine Ohrfeige verdient und die sieht so aus:
Der Afghane Ismail kommt (kam) aus der Abschiebehaft in Passau frei. Dies wird vermeldet, nachdem in der Passauer Innenstadt an einem frühen Mittwochabend etwa 120 Menschen oder ein bisschen mehr (PNP-online-Kommentierer: „lächerliche Hanswursten“ (sic!), die wahrgenommen werden wollen) dafür eingetreten sind, wobei die meiste Power wohl von der Flut von Faxen und Online-Petitions-Unterschriften bis in die Tausenden aus ganz Almanya ausging.
Josh, der bei der Kundgebung, wie z.B. auch der Grüne Boris Burkert, öffentlich sprach, meinte später, diese Welle der Empörung hat das Ausländeramt in die Gänge gebracht. Der zuständige Landtagsausschuss hätte ja noch Tage gebraucht, an denen Ismail im Knast in der Theresienstrasse geschmort hätte.
Und das ist der springende Punkt bei dieser Sache:
Ein sich wegducken ist böse, Ämter sind verantwortlich, und können durch persönliches Engagement ihre unmenschliche Maske ablegen und im Interesse der Allgemeinheit wirken. Und nicht nur – so wie man sie kennt – blockieren, bräsig, ignorant, scheinbar im Recht, etwa auf Arbeitslosengeldempfänger herabsehen (Erfahrung aus sicherer Quelle) und mit einer gewaltigen Institution im Rücken Menschen zu etwas anhalten, was in Wahrheit schon grenzwertig ist.
Eben wie auch der allzu schnelle Beschluss, der vorbildliche, junge Zugereiste könne einfach so wieder irgendwohin in die Wildnis deportiert werden, noch dazu wenn dies als Sanktion seines korrekten Verhaltens geschieht – er wollte seinen Pass verlängern lassen und wurde dabei festgesetzt. Solcherlei Rechtspraxis zeugt nur von einer riesigen Ignoranz und Weltfremdheit und steht außerdem im Wiederspruch zur offiziellen, „großen“ Politik.
Es wird eben nicht erkannt – es ist also ein Informationsproblem, dass die Flüchtlinge, die es bis hier – Passau, Deutschland, Europa – schaffen, meistens eh die sind, die in Sonntagsreden erwünscht sind, also die Gebildeteren, Aufstrebenderen. Sie werden eben allzu oft nur als schmutzige, arme Bittsteller, womöglich wenig vertrauenswürdige Fremde gesehen. Dabei sind genau sie (das weiß sogar Horst Seehofer) oft zukünftige Fachkräfte im gelobten Land der BMW.
Ismail droht immer noch die Abschiebung.